Künftig jährlicher Branchentreff? – Pamir präsentiert ambulante Versorgung
Mit fast 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war der 1. Vestische Hospiz- und Palliativtag Mitte März d. J. in Recklinghausen bis auf den letzten Platz ausgebucht. Vor allem die inhaltliche Ausrichtung und breite Themenpalette trafen auf großes Interesse von Ärzten sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern aus der Hospiz- und Palliativmedizin und –pflege. Im Vordergrund stand die Fortbildung in diesem immer wichtigeren und sensiblen Bereich der Gesundheitsversorgung. Es zeigte sich, dass der Bedarf an Dialog, interdisziplinärem fachlichen Austausch und Kontaktpflege in der Branche von den Veranstaltern richtig eingeschätzt wurde. Selbst aus dem Münsterland kamen Teilnehmer und nahmen sich die Zeit, um das vielfältige Tagungsprogramm mit Fachvorträgen und Präsentationen wahrzunehmen. Informationen zur ambulanten Palliativversorgung, wie sie u.a. unser Konsiliardienst Pamir anbietet, rundeten den Überblick über die im Raum Recklinghausen verfügbaren Angebote ab.
Die Erwartungen konnten erfüllt werden: Viele interessante Details und auch absolut Neues brachte der Vortrag zum Thema Morbus Parkinson. Gerade für die Palliativversorgung von Patienten mit diesem Leiden waren wichtige Empfehlungen dabei. Eine besondere Faszination war im Auditorium bei dem Vortrag von Prof. Carlo Leget von der Universität Utrecht zu Palliativ Care und Spiritualität zu spüren. Er stellte einen völlig neuen Weg vor, um sich diesen Bedürfnissen der Patienten zu nähern.
Ein weiteres, auf den ersten Blick ungewöhnliches Vortragsthema befasste sich mit dem Humor als therapeutische Möglichkeit in der Palliative Care. Dr. Ulrich Schuler (UNI-Klinikum Dresden) verstand es, seinen Zuhörern die wunderbar lindernde Kraft des Humors nahe zu bringen, wie auch auf durchaus mögliche, negative Wirkungen aufmerksam zu machen. Krankenschwester und Heilpraktikerin Isabelle Mertens (Kliniken Essen-Mitte) sprach über ihre Erfahrungen bei der sanften Unterstützung von Palliativpatienten in der Sterbephase durch alternative naturheilkundliche Behandlungsmethoden.
Abschließend stellten sich die örtlichen Palliativnetze mit ihren Versorgungsfunktionen vor, die vielen Teilnehmer gar nicht bekannt waren. Insgesamt bestätigte sich, dass im Vest Recklinghausen ausgezeichnete Versorgungsangebote für schwerstkranke und sterbende Menschen verfügbar sind.
Damit dies langfristig so bleibt und möglichst ein dauerhaftes Informations-Netzwerk entsteht, denken die Veranstalter und Kooperationspartner daran, künftig weitere Fachtagungen mit fachübergreifender Ausrichtung zu organisieren. Ob aus dem erfolgreichen Tagungsauftakt tatsächlich ein jährlicher Branchentreff mit wechselnden, aktuellen Fortbildungsangeboten zu Palliativmedizin und –pflege werden kann, wird geprüft, ist aber noch nicht entschieden.
Anders als in manch anderen Regionen in NRW kann heute die Palliativversorgung der Patienten im Vest Recklinghausen als vergleichsweise komfortabel bezeichnet werden. Dabei stützt sich das Angebot auf die Leistungen von Hospizen und Palliativnetzen, die Aktivitäten in Krankenhäusern mit spezialisierten Palliativstationen, Ärzten und Pflegekräften und auf die wichtiger werdenden palliativmedizinischen Konsiliardienste im ambulanten Bereich. Diese Dienste unterstützen die Haus- und Fachärzte im häuslichen Milieu sowie in Seniorenheimen der Region und ermöglichen so die Betreuung palliativmedizinischer Patienten in deren vertrauter Umgebung.
Allerdings zeigt ein Blick auf die nahe Zukunft aber auch, dass die Kapazitäten und Qualifikationen der Pflegeeinrichtungen und Serviceanbieter schon heute auf die weiter deutlich steigende Inanspruchnahme von Palliativleistungen ausgerichtet werden müssen. Nicht zuletzt der absehbare, starke demografische Wandel mit einer immer älter werdenden Bevölkerung stellt alle Beteiligten vor neue Herausforderungen. Das Recklinghäuser Arztnetz für Information und Qualität (RANIQ) trägt mit seinem Palliativmedizinischen Konsiliardienst Pamir und den darin organisierten, palliativmedizinisch qualifizierten Allgemeinmedizinern, Internisten und Onkologen dazu bei, dass auch eine ambulante Versorgung durch kompetente Ärzteteams zur Verfügung gestellt werden kann.
Wie wichtig es ist, eine ausreichende Versorgung der Patienten im Blick zu behalten, wird noch zusätzlich unterstrichen durch die langfristig „ungünstige“ Altersstruktur bei den Ärzten. Laut der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) ist die hausärztliche Versorgung im Raum Westfalen-Lippe zwar derzeit stabil. Aber: Jeder dritte der rund 5.000 Hausärzte im diesem Landesteil ist bereits älter als 60 Jahre und eine Nachfolgeregelung in den Praxen steht an. Vor diesem Hintergrund sind weitere Anstrengungen dringend erforderlich, um unseren palliativmedizinischen Konsiliardienst Pamir zu unterstützen.
Auf einen Blick: Hospizarbeit und Palliativversorgung in NRW
Nordrhein-Westfalen insgesamt kann auf Erfahrungen aus dreißig Jahren eines aktiven Auf- und Ausbaus der Hospizarbeit und Palliativversorgung zurückblicken. Bereits Ende der 1980er Jahre wurden durch gesellschaftliches Engagement Versorgungs- und Begleitstrukturen für Sterbende und ihnen Nahestehende geschaffen. Vor mehr als zehn Jahren erschien der erste Bericht des Landes zur Hospizarbeit und Palliativversorgung in Nordrhein-Westfalen, in dem bestehende Versorgungsstrukturen beschrieben und Defizite benannt wurden. Seitdem hat sich im Bereich des Ausbaus von Versorgungsstrukturen, der Definition von Rahmenbedingungen für die Versorgung und der Entwicklung von Ausbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten auf gesetzlicher und struktureller Ebene viel getan. Deshalb wurde im letzten Jahr mit einem Spezialbericht des Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales erneut Bilanz gezogen und die Vielfältigkeit der Versorgungsstrukturen in Nordrhein-Westfalen, die Zugangsmöglichkeiten für Betroffene und die Qualifizierungsoptionen für die an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen und ehrenamtlich Tätigen aufgezeigt. Darüber hinaus werden auch die heute bestehenden Herausforderungen in der Hospizarbeit und Palliativversorgung beschrieben und diskutiert.
Quelle: Spezialbericht – Hospizarbeit und Palliativversorgung in NRW; www.mags.nrw
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